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  • 10.01.2024

Weihnachten 2 go

weihnachtlich geschmückter Festsaal

Es ist der 24.12.2023 und endlich Heiligabend. Ein Tag auf den ich mich immer freue. An dem ich mich freue, mit meiner Familie einen entspannten, besinnlichen Abend zu verbringen, sich mit gutem Essen vollzuschlagen bis man nur noch auf dem Sofa liegen kann. Und nicht zu vergessen: die Bescherung.

Dass Weihnachten nicht bei allen diese Erinnerungen und Vorfreude auslöst, wird mir zum ersten Mal dieses Jahr so richtig bewusst. Anders als sonst verbringe ich Heiligabend nicht daheim. Ich darf beim Weihnachten 2 Go in der Berliner Stadtmission mithelfen. Das Konzept ist einfach: Alle sind willkommen! Somit entsteht ein Publikum aus obdachlosen Menschen, Leute die allein wären an dem Tag, und auch Familien die sich kein besonderes Essen oder eine Bescherung leisten können.

Rotkohl und Knödel Ausgabe

Dieser vielfältige Mix aus Jung und Alt konnte ab 15Uhr zur Lehrter Straße kommen und Gruppenweise (eine Gruppe = 40 Personen) zunächst Kaffee trinken und Kekse essen. Die bunten Kuchenteller finanzierten sich aus Spenden und wurden immer wieder neu aufgefüllt von ehrenamtlichen Mitarbeitenden. Danach ging es weiter in die Kapelle, wo eine kurze Weihnachtsandacht mit Musik vorgetragen wurde. Ich konnte beobachten wie einige der Gäste gerührt waren beim Singen und Tränen kullerten ihre Wangen runter. Es ließ mich innehalten und löste ein Gefühl von Seligkeit aus. Ich konnte am 24. zwar nicht mit meiner Familie feiern, aber ich durfte anderen ein Stück friedliche Weihnacht bescheren.

Geschenkeberg vor dem Festsaal

Nach dem kleinen Gottesdienst ging es schließlich in den großen Festsaal der Berliner Stadtmission. Durch die wunderschöne Dekoration vom Team und die Weihnachtsmusik im Hintergrund war die feierliche Stimmung endgültig erreicht. Den Gästen wurde ein Platz am Tisch zugewiesen und ihre Bestellung wurde aufgenommen. Verschiedene Mitarbeitende bedienten dann mit Getränken und brachten das Gericht zum Gast. Ganz klassisch: Knödel, Rotkohl, Fleisch/Fleischalternativen mit Bratensoße und zum Nachtisch einen Pudding. Trotz der vielen verschiedenen Menschen mit den verschiedensten Lebensumständen herrschte eine friedliche und besinnliche Atmosphäre. Etwas hektischer ging es allerdings beim Geschenke verteilen zu. Diese sind durch Spenden zusammengekommen, zum Beispiel von Schulklassen, die Päckchen selbst verpackt haben, aber auch vielen Privatpersonen. Die Regel war: Jeder und jede bekommt ein Geschenk, ein paar Kandidat:innen haben aber auch eins/zwei weitere Anläufe gestartet. Es kam dadurch zu ein paar Uneinigkeiten und Stress, aber der Großteil war sehr dankbar, und es hat meinen Kolleg:innen und mir Freude bereitet die strahlenden Gesichter beim Verschenken zu sehen.

Trotz ein paar Turbulenzen hier und da war der Tag wunderschön und wir konnten vielen Menschen einen weihnachtlichen Abend bescheren. Das war aber auch nur durch die großartige Hilfe aller Mitarbeitenden möglich. Ich denke, ich spreche im Namen aller, wenn ich sage, dass wir dankbar sind für die vielen Geschenk- und Keksspenden, unter anderem von Frank Zander, und das die Mühe sich mehr als gelohnt hat, da wir in viele glückliche und vor allem dankbare Gesichter blicken durften.

Zoe, FSJlerin seit September 2023